Freitag, 30. September 2011

Nach langer Abstinenz


16. September, Tag 11

Heute sollte ich ein weiteres Mal auf eigene Faust losziehen. Mein Job war es, ein Industriegebiet abzuklappern, das mit einigen Reihenhaussiedlungen durchsetzt war. Ich hatte eh schon keinen Bock und habe es langsam angegangen. Nach und nach kam die Einsicht, dass die Menschen wirklich genervt sind von den Spendensammlern. Am krassesten wurde es mir von einer älteren Frau erklärt, die mich mit den Worten:“I don’t wanna donate, go away“ abfertigte. Nicht die netteste Art, aber durchaus verständlich. Der Tag zog sich hin und ich hatte wirklich keinen Elan mehr. Das Ende vom Lied war, dass ich nur 17 Dollar gesammelt hatte, wo ich am ersten Tag noch 83 zustande bekommen hatte. Abends habe ich mich noch mit einem Hostelmitbewohner die Kante gegeben und einen Iren unter den Tisch gesoffen.

17. September, Tag 11

Morgens bin ich um 8:46h aus dem Bett gefallen und um 9:00h musste ich schon beim Arbeitgeber auf der Matte stehen. Dummerweise stellte sich noch heraus, dass ich gar keinen Tag mehr in meinem Hostel verweilen konnte, weil alle Betten ausgebucht waren, jedoch hatte ich keine Zeit mehr, das zu regeln. Ich habe der netten Frau am Empfang nur noch schnell gesagt, dass ich bald wieder da bin und war aus der Türe hinaus. Beim Coles Supermarkt angekommen, war ich auch ansprechend angeschlagen, doch mein Boss hatte vollstes Verständnis, solange ich die Leistung bringe. Die war natürlich nicht drin, weil ich einen Kater hatte, Brand und keinen Bock auf Arbeit. Somit habe ich nur halbherzig um Spenden gebettelt. Mein Chef hat das natürlich gesehen und mir gegen Mittagszeit einfach gesagt, dass ich nach Hause gehen könne, weil es eh keinen Sinn mehr hätte, mich da zu behalten. Also bin ich ins Hostel zurückgekehrt und habe meinen Sack und Pack gekrallt und habe erstmal bei einer Apartmentnummer angerufen. Schnell in die Campbellstreet und mit dem Vermieter getroffen, hoch in den 26. Stock und mal geguckt, wie die Wohnung ausschaut. 160aus$ die Woche schienen mir für die Räumlichkeiten in Ordnung, jedoch hatte ich genug Geld für die Kaution. Deshalb habe ich erstmal nur vier Nächte und 50 Dollar Kaution bezahlt – eingezogen.

18. September, Tag 12

Das Internet habe ich echt in vollsten Zügen ausgenutzt, Bewerbungen bei TAW geschrieben und in der Wohnung rumgelümmelt und Bürokratiezeugs durchgezogen, genauso wie am 19. September. War nichts spannendes, also will ich euch auch nicht mit Einkäufen und Bankerkontoeröffnungen nerven.

20. September

An diesem Tage war ich noch mal bei einem Flyerverteiler, doch das war ein hochgradig verarschender Job. Man bekommt für eine Zone mit 1500 zu verteilenden Flugblättern 60aus$. In der Annonce hieß es noch, dass 60-160 Dollar möglich seien. Bei dem Blatt im Unternehmen hieß es schon nur noch 50-120 am Tag. Da bin ich auch schnell wieder raus gewesen aus dem Laden und habe den Mann von Waldons Flowerfarm angerufen. Da ging nach dem dritten Versuch auch einer ran. Die meinte auch ganz unverblümt – haha – dass ich am nächsten Tag vor 16:00h da sein solle. Ich ohne Travelmate, also alles kein Problem. Zuhause angekommen, habe ich natürlich erstmal gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd biiiiiiis Frank und Karol, die beiden Deutschen im Apartment wissen wollten, was denn meine neue Arbeit sein würde: Woldens Flowerfarm. Sogleich erschien ein dickes Grinsen auf deren beider Visagen und sie fingen an, von ihren Erfahrungen auf diesem Hof zu erzählen. Es sei ein rauer Umgangston, wenn man ein paar Fehler macht, fliegt man, die Arbeit sei hart, viele brechen nach nur zwei bis fünf Tagen ab. Resümierend habe wohl ein Freund von ihnen gemeint, es sei die sechste Ebene der Vorhölle, die man durchschreite, wenn man die Kackarbeiten abbekommt und die Aufseher und anderen Mitarbeiter einen nicht mögen. Ich war natürlich erstmal ziemlich geschockt, aber auch eine Art freudige Spannung oder Erwartung erfüllte mich. Ich saß an diesem Abend noch bis halb eins mit den beiden zusammen, ehe ich mich für viereinhalb Stunden aufs Ohr legte.

21. September

Morgens bin ich natürlich Punkt fünf aufgestanden, weil ich die Linie Central Station – Newcastle um 5:45h bekommen wollte. Noch meinen 50zig Dollarschein mit einer Milch im Convenience Store klein gemacht und ab zum Bahnhof. Dort für 7,8aus$ eine Karte für 89 Kilometer gekauft – ja, Bahnfahren ist billig. Rein in den Zug und erstmal gechillt, leider konnte ich nicht schlafen. Erstmal zwei Stationen zu früh in Wyong ausgestiegen anstatt in Wyee… doch dann endlich da. Den Instruktionen folgend, die ich von Karl bekommen hatte, bin ich an der T-Kreuzung geradeaus auf einen Firetrail gegangen und habe erstmal prompt eine Stunde im Busch zugebracht. Als ich rauskam und mich weiter Richtung Flowerfarm auf dem richtigen Weg machte, stand ich auf einmal vor einer Weggabelung. Dort bin ich der Rodger Road gefolgt, bis sie in eine Schotterpiste überging und bin umgekehrt, um den anderen Weg zu probieren. Dort wusste ich alsbald auch schon nicht weiter und bin an einem Gatter, auf dem „Private Property – Keep Out“ stand, vorbeigelaufen, um an einem weniger feindseligen Haus zu klingeln. Dort machten die Hunde einen riesigen Terz, doch niemand öffnete mir. Enttäuscht wandte ich mich um und war schon zwanzig Meter gelaufen, bis eine Stimme „Hello, hello“ rief und ich eine alte Frau um die 65 auf den Hof kommen sah. Sie fragte ich, wo denn die Waldons Flowerfarm sei. Sie meinte, es sei gar nicht weit, einfach nur der Rodgers Road folgen, dann würde ich es nicht verfehlen. Gesagt getan, der Straße 15 Minuten gefolgt, bis die Einfahrt kam. Dort gleich auf den Hof und beim Office gefragt, ob es denn auch alles richtig sei mit dem Eintreffen vor 16:00h. Der Typ hat mich angeguckt wie ein Auto, bis mir es mir dämmerte. „Ist this the Woldens Flowerfarm?“ „No, it is around an hour in the other direction.“ Ich dachte mir auch nur so: Fuck. Also wieder zurück auf die Hauptstraße, doch da hatte ich echt keinen Bock mehr zu laufen und habe einfach den Daumen rausgehalten. Und siehe da, gleich das erste Auto ist angehalten und hat mich mitgenommen. Auf dem Weg zur Flowerfarm, haben mich wohl die Mutter und die Beifahrerin mit Fragen gelöchert, die ob ihres schrecklichen Dialekts ungemein schwierig zu verstehen waren. Als ich dann endlich abgesetzt wurde auf der Flowerfarm, bedankte ich mich noch und lief zum nächstbesten Auto, wo zwei Leute drinsaßen. Der eine funkte einen Supervisor an, der dann erstmal einen dritten losschickte, um mich abzuholen. Der kam dann auch und hat mich ohne einen Ton zu sagen zu meiner Baracke gefahren und mich abgesetzt. Dort stand ich nun wie ein begossener Pudel und wusste nicht weiter. Doch aus einer Baracke trat ein junger Mann meines Alters heraus, den ich auch sofort ansprach und der sich als deutsch herausstellte – ohnehin sind 2/3 der Arbeiter auf der Farm Deutsche, die Asiaten wurden fast alle rausgeschmissen, weil sie schlecht arbeiten. Also sprach ich ihn also an und er führte mich erstmal herum, bis ein Supervisor ankam und ihm die Rolle abnahm. Er fragte beim Boss gleich, ob ich heute schon anfangen solle, oder erst morgen – morgen, welch ein Glück. Also einen Tag frei gehabt und erstmal mit Tobi und Tilmann, zwei Neulinge, die auch nach dem Abitur hierherkamen in die Stadt und Essen eingekauft, weil man unter der Woche nur selten die Farm verlässt. Abends ab in die Falle und mich meines guten Schlafsacks erfreut, weil es echt kalt wird in den Nächten.

22. September – Willkommen in der Hölle

Heute bin ich zum Morgenappell mit allen anderen nach dem Frühstück um 7:45h angetreten, bis mir gesagt wurde, ich könne bis 10:00h freimachen. Um 10h wurde es dann 10:22h, bis Craig mein Supervisor sagte, ich sollte mit ihm auf den Trecker steigen – gesagt, getan und zu einem Schuppen gefahren, wo er erstmal Chemikalien aus einem separaten Raum holte. Er koppelte noch schnell einen Anhänger an, auf dessen Trittleiter ich mich  zu stellen hatte und schon ging die holprige Fahrt los. Er füllte noch Wasser ein und die Chemikalien dazu, gab mir eine Gasmaske, eine Schutzhose und Stiefel und schon zeigte er mir, wie ich zu sprayen habe. Er meinte, nach dem zweiten oder dritten Gewächshaus könne ich es auch allein machen. Es stellt sich heraus, dass ich schon nach der dritten Reihe des ersten Gewächshauses alleine weitermachen durfte. Er war wohl vollauf zufrieden, bis ich einmal den falschen Sprühstab genommen habe, denn wenn ich den verwende und die Fernbedienung für den anderen Stab verwende, könne die Pumpe in die Luft fliegen und der 2000Liter Kanister liefe aus mit einer 40Fuß hohen Fontäne. Würde ich noch mal so eine Kacke machen, könne ich meine Sachen packen und verschwinden. Soviel zum rauen Umgangston. Also ging es weiter und ich erwies mich wohl als sehr fähiger Sprayer, denn er lobte mich im Laufe des Tages noch mehrere Male ob meiner Beflissenheit und meines Geschicks. Sowas am ersten Tag von einem sonst ziemlich bärbeißigen Typen zu hören, erfreut einen, somal die ständige Angst unter den Angestellten herrscht. Das war also mein erstes Arbeitstag, der zum Glück schon nach viereinhalb Stunden endete, was auch genug war für die ersten Erfahrungen. Nach diesen Stunden der Arbeit ging es ein weiteres Mal in die Stadt, wo ich mir Handschuhe kaufte, falls ich mal pflanzen gehen muss, wo man fieseste Blasen bekommen kann. Dort erfuhr ein Kumpel, das unter Umständen sein Bankkonto gehackt sein könne und unser Ziel um 20:00h zu Hause zu sein löste sich in Luft auf. Wir fahren um 21:16 wieder daheim in den Baracken. Auf dem Rückweg durch den Wald krachte und raschelte es. Ich wollte es Tilmann nicht sagen, aber es kam mir wie ein Zweibeiner vor, der behände durchs Unterholz zieht. Recht eingeschüchtert mussten wir in die Richtung des Geräusches unseren Rückweg zum Hof antreten. Keine Schwierigkeiten erwarteten uns, doch als wir auf der Wiese aus dem Wald kamen, erkannte wir die Urheber des Lärms: Kängurus. Ich hätte niemals gedacht, dass einfach so in der Nähe von Sydney Kängurus in freier Wildbahn leben. Ich dachte eher, die gäbe es im Outback. Einerlei, ich sitze hier nun und muss morgen wieder früh genug raus, darum beende ich den Bericht für heute. Außerdem wird’s schon wieder arschkalt draußen, darum mummele ich mich gleich in meinem Schlafsack und entfliehe ins Reich der Träume.


23. September Mein erster richtiger Arbeitstag

Beim Antritt um 7:45h wurde ich ein weiteres Mal auf 10:15h vertröstet, doch als ich nun um 10:15h meine Schicht begann, hatte sie es auch gleich in sich. Jimmy der Treckerfahrer und ich hatten mit einem langen Schlauch auf Gewächshäuer abzuspritzen. Während er chillig den Hahn betätigte, musste ich in Schwerstarbeit den Rest hinter herschleppen. Oftmals war ich in einem 45° Winkel zum Erdreich, weil ich mich so reinstemmen musste. Das Kalkwasser auf unseren Visagen trug dazu bei, dass die Haut austrocknete und kleine Risse bekam. Der Schweiß, den wir ausschwitzten trat nun in diese minimalen Wunden ein und brannte wie die Hölle. Als wir mit dieser Arbeit fertig waren, wurde ich zu Neil verbracht, der mich erstmal Rohre aus einem langen Haus ziehen ließ, doch schon beim zweiten Rohr kam ein dritter Supervisor und hat mich mitgenommen. Am Ziel traf ich Tilmann und die schwerste Arbeit, die ich bis jetzt machen musste, stand vor uns. Während der Trecker vor uns her mit dem Pflug die Erde aufriss mussten wir aus den abgeernteten Gewächshäusern die Plastikrohre rausziehen. Man kann sich nicht vorstellen, was das für eine Arbeit ist, wenn man es noch nicht selbst getan hat. Man will einfach nicht weitermachen, aber man muss. Der Schweiß läuft einem die Nasenspitze hinunter und man darf nichts trinken, bis man fertig ist. Die Muskeln versagen, die Luftfeuchtigkeit in den Häusern ist schier unerträglich. Durch das stetige Abwechseln von Vorder- und Hintermann haben wir es dann doch geschafft und mussten nun die Rohre immer links vom Gewächshaus hinlegen. Das war eine vergleichsweise einfache Arbeit. Nach dieser Tätigkeit hatten wir zurück zum Hof zu kommen, um weitere Instruktionen zu erhalten. Als nächstes mussten wir weitere Rohre – so um die 75m lang - aus den längsten Gewächshäusern hinaus auf die Straße ziehen und dann rechts vom Gewächshaus anordnen. Bei einigen mussten wir zusammenarbeiten, weil der eine aufpassen musste, dass die verbliebenen Blumenreihen nicht geschädigt werden und der andere das Rohr hinausholen sollte. Nun sind wir perfekt im Rohre verlegen – haha. Nach der Arbeit habe ich noch schnell etwas gegessen und bin um viertel nach sieben für zwölf(!!!) Stunden ins Bett gefallen.

24. September

Heute bekam ich dummerweise einen Tag frei, den ich mit Tilmann und Sophie in einem Shoppingcenter verbrachte, das schier unvorstellbare Maße angenommen hatte. Generell sind die Einkaufshäuser in Australien meines Erachtens zu groß geraten. Aber sei’s drum, ich kaufte einige Lebensmittel, Desinfektionsmittel, Pflaster, was man bei der Arbeit auf einer Farm halt so braucht. Bei Mecces kehrten wir 46 Sekunden bevor die Happy Hour für Cheeseburger endete ein und bestellten jeweils drei Burger. Fröhlich mampfend stellte ich mich darauf ein, etwas länger bei McDonalds im Internet zu surfen, denn dort kann man mit ganzen 11,0m/b die weiten des Netzes unsicher machen. Die anderen beiden gingen schon mal vor und als ich dann soweit war, den Schienen folgend, den Rückweg anzutreten, kam grad ein RailCorp Wagen und machte es mir unmöglich diesen Pfaden zu wählen. Also den langen Weg… Als ich dann zu Hause war, schnell die Sachen verstaut und den Red Label mit Tilmann getötet. Leider halte ich von Whisky zu viel aus, sodass ich kaum etwas merkte. Egal, ich bin dann auch schon um zwölf ins Bett.

25.September Der Regen

Heute hat es den GANZEN BESCHISSENEN TAG geregnet, das bedeutet, dass ich nur im Bett lag, geschlafen, Musik gehört und gegessen habe. Nichts ist passiert, Langeweile en masse. Fick dich, Regen.

26. September

Den Hiobsbotschaften des Franzosen zum Trotz war heute ein schöner, wenn auch bewölkter Tag, der aber zunächst gar nicht schön zu werden drohte. Das lag daran, dass der Boss meinte, ich habe einen Tag frei. Zum Glück kam aber Trevor und teilte mich ein, Rohre mit Kabelbindern in den Gewächshäusern zu verlegen. Meiner Größe sei dank, brauchte ich die vorgesehene Trittleiter nicht und die Arbeit ging bei weitem schneller von der Hand… bis ich ein Rolle Plastikrohr auseinander ziehen musste und sie sich nicht verbiegen durfte. Das war eine nervige Arbeit. Aber nach 20Minuten und einer Pause war ich soweit und konnte flugs die letzten beiden Häuser beenden. Dann noch das restliche Rohr wieder zusammenlegen und von Trevor zu den großen Gewächshäusern fahren lassen. Dort hatte ich die Beregnung zu erneuern, indem ich die Sprinkler, aus denen das Wasser kommt, austauschte. Danach musste ich Löcher in die Hauptrohre stechen, um dort die Beregnungsschläuche abzuleiten. Das war eine anstrengende Arbeit, aber im Endeffekt lohnenswert. In einer Woche Arbeit kann man zwischen 500 und 800$ zur Seite schaffen. Ich bin noch mit Thomas, Dennis und Sophie im Wyeer „Supermarkt“ gewesen, was nichts anderes als ein dänischer Kookmann(?) ist: Klein, teuer, Milch im Rahmen des Bezahlbaren. Gekauft habe ich nichts, ich wollte nur ein wenig Freigang haben. Es ist jetzt 19:38, ich höre noch ein wenig Musik und um 20:30h ist Sense. Gute Nacht.

27. September

Heute habe ich nichts anderes gemacht außer die Sprinkler zu Ende auszutauschen und dann weiterhin stundenlang Löcher in die Rohre zu machen und mit Thomas zu reden. Abends bin ich aber mit Tilmann die Bahngleise entlang zum Wyeer Bahnhof gelaufen, jedoch mussten wir uns auf dem Weg dorthin einmal verstecken, weil ein Zug kam und man bei Festnahme eine Strafe von 500$ zu zahlen hat. Das ist natürlich zu vermeiden. Als wir also in Wyee waren ging unser Zug nach Morisset, wo wir erstmal bei Woolworth laut lachend und auf deutsch rufend unsere Einkäufe erledigten. Schwer beladen mit Milch, Haferflocken, Äpfeln, Nudeln und anderem unerlässlichen Zeugs machten wir uns auf den Weg zum McDonalds, nicht um etwas an die Kauleiste zu heften, sondern um E-Mails zu checken und uns böse vom McCaféMann anstarren zu lassen. Auf dem Heimweg haben wir natürlich eine Schnellzug erwischt, der NICHT in Wyee hielt und wir sind erstmal schön dran vorbeigefahren. Als der Zug dann hielt sind wir schnell raus und in den nächsten Zug… der auch nach Sydney fuhr. Wieder raus und in den richten Zug eingestiegen mit der Sorge, wieder dran vorbeizugurken. Diese Angst wurde uns aber schnell genommen, nicht weil wir es erfuhren, nein. Der Gedanke wurde einfach ausgelöscht, weil eine rieeeeesige Tonne von Frau sich in einen normalen Passagiersitz reingezwängt hat. Man kann sich nicht vorstellen, wie voluminös einige Menschen hier so sind. Echt unglaublich. Egal, wir sind also wirklich in Wyee angekommen und nach Hause gestrazt, wobei wir erstmal den Weg weg von den Bahngleisen zur Farm im dunkeln nicht mehr finden konnten. Aber nach genug Suche fanden wir ihn doch, verstauten unsere Lebensmittel und hauten uns schlussendlich um 22:30 hin.

28. September Auf eigene Faust saubermachen

Heute wurde ich abkommandiert, Gewächshäuser zu „cleanen“. Das heißt, wenn die Blümchenpflücker fertig sind, muss der ganze Scheiß wieder raus aus dem Haus. Zunächst müssen die Drähte von den Holzposten gebastelt werden, an denen die Richtgitter  für die Pflanzen angebracht sind. Dann werden die Holzpfosten rausgezogen und zur Seite geworfen. Als nächstes wird das Richtgitter aufgerollt und zur Seite neben das Haus gelegt. Anschließend werden die Holzposten links neben das Treibhaus gelegt und mit einem Spezialwerkzeug die Stahlpfosten am Anfang des Hauses entfernt und rechts hingepackt. Neil mein Vorarbeiter war natürlich wieder zu Faul mir zu zeigen, wie ich die Richtgitter richtig einzurollen habe, also musste ich nach der fünfminütigen Quadfahrt erstmal meinen Geist anstrengen und verschiedene Methoden erproben, um die Richtige einzusetzen. Für das erste Haus brauchte ich bestimme 1 ½ Stunden, was viel zu lange ist, doch für das letzte habe ich noch vielleicht 45 Minuten gebraucht, weil ich im ersten das gelernt habe, was ich in den nächsten vier des Tages gebrauchen kann. Natürlich kamen beim Abendessen wieder dumme Kommentare von wegen blabla zu langsam, aber ich finde, dafür, dass ich mir alles selbst beibringen musste, war ich ziemlich schnell. Und immerhin habe ich  die fünf vorgegebenen Treibhäuser vorzüglich gesäubert. Ich habe sogar noch mit einem sechsten begonnen. Wenn das kein Arbeitsgeist ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist 19:26 und ich hau mich wieder so früh hin, weil es jetzt einfach nichts mehr zu tun gibt und ich lieber morgen gut ausgeschlafen bin, als meine Zeit jetzt totzuschlagen. Außerdem wird’s nachts wieder so arschkalt und ich will schon schlafen, wenn die Kälte meine Baracke erobert. Apropos, ich schlafe mit Socken, Jogginghose, T-Shirt UND meinen Yong-Chon-Kwan Pullover, damit ich unter meinem Schlafsack nicht friere. Mein Zimmer ist auch soweit aufgeräumt, darauf achte ich sehr, also kann ich frohgemutes nun ins Reich der Träume entfleuchen.

29. September

Heute hatte ich Hölzer mit einem Rammbock in die Erde zu treiben. Dummerweise bin ich einmal abgerutscht und mit dem Schrecken davongekommen. Beim zweiten Mal der Unachtsamkeit war ich nicht mehr so glücklich und habe mir erstmal ne fette Platzwunde am Kopf zugezogen. Sie hat aber auch nach fünf Minuten wieder aufgehört zu bluten. Jedoch sollte ich an diesem Tage wieder sprayen gehen, was mir ob der offenen Wunde und der sonst eintretenden Chemikalien nicht vergönnt war. Zusammenfassend war ich aber im Laufe des Tages dann vorsichtiger und mir ist kein Missgeschick mehr unterlaufen. Was ein Tag. ^_^

30. September

Neil der Supervisor, der von jedem verachtet wird, mag mich scheinbar echt. Er lächelt mir immer zu, zeigt mir meine Aufgaben pflichtbewusst und wenn ich einen Fehler mache oder etwas nicht verstehe, ist er sogleich zur Stelle und hilft mir gern. Gestern zum Beispiel gingen mir die Stöcker für die Pflanzen aus, deshalb habe ich ihn angesprochen und er meinte, ich solle erstmal weitermachen mit meiner Arbeit. Nach der Mittagspause hat er mich dann an eine Stelle verbracht, wo er für mich einen neuen Stapel angebrochen hat, damit ich richtig arbeiten kann. All diesen Vorzügen zum Trotz war es eine harte Arbeit, da ich in vier Schritt Abstand erst die Hölzer mit der Hand hineintreiben musste und dann mit einer Art hohlem Rammbock noch tiefer zu verankern hatte. Als ich die splittrige Arbeit mit den fiesen Holzstücken fertig war, zog ich auch sogleich mein Hemd aus, um mit barem Torso zu arbeiten. Der Schweiß troff nur so von meinem Gesicht in dem warmen Gewächshaus. Etwa 500 Stäbe habe ich nach meinen Berechnungen eingeschlagen. Das war eine Arbeit. Aber Neil war echt zufrieden und so konnte ich frohgemutes in den Feierabend aufbrechen

1. Oktober

Heute ist ein wunderschöner Morgen und ich sitze hier aufm Bahnhof, weil ich noch keinen Bahnfahrplan finden konnte, außer an den Bahnhöfen selbst. Ich habe den Zug abfahren sehen um 9:10, um 10:04 kommt der nächste und nu ists 9:30. Darf ich also noch eine schöne halbe Stunde hier in der Sonne sitzen und den Tag genießen, der nachher allerdings in Regen umschlagen soll. Na, mal schauen. J Heute geht’s einkaufen Waschpulver einkaufen, weil ich noch kein einziges Mal meine Sachen gewaschen habe. *hust* Außerdem muss ich noch zur Commwealth bank, weil meine kack Bankkarte noch nicht da ist und sowieso E-Mails checken und so. Reinhauen. J

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