Freitag, 30. September 2011

Nach langer Abstinenz


16. September, Tag 11

Heute sollte ich ein weiteres Mal auf eigene Faust losziehen. Mein Job war es, ein Industriegebiet abzuklappern, das mit einigen Reihenhaussiedlungen durchsetzt war. Ich hatte eh schon keinen Bock und habe es langsam angegangen. Nach und nach kam die Einsicht, dass die Menschen wirklich genervt sind von den Spendensammlern. Am krassesten wurde es mir von einer älteren Frau erklärt, die mich mit den Worten:“I don’t wanna donate, go away“ abfertigte. Nicht die netteste Art, aber durchaus verständlich. Der Tag zog sich hin und ich hatte wirklich keinen Elan mehr. Das Ende vom Lied war, dass ich nur 17 Dollar gesammelt hatte, wo ich am ersten Tag noch 83 zustande bekommen hatte. Abends habe ich mich noch mit einem Hostelmitbewohner die Kante gegeben und einen Iren unter den Tisch gesoffen.

17. September, Tag 11

Morgens bin ich um 8:46h aus dem Bett gefallen und um 9:00h musste ich schon beim Arbeitgeber auf der Matte stehen. Dummerweise stellte sich noch heraus, dass ich gar keinen Tag mehr in meinem Hostel verweilen konnte, weil alle Betten ausgebucht waren, jedoch hatte ich keine Zeit mehr, das zu regeln. Ich habe der netten Frau am Empfang nur noch schnell gesagt, dass ich bald wieder da bin und war aus der Türe hinaus. Beim Coles Supermarkt angekommen, war ich auch ansprechend angeschlagen, doch mein Boss hatte vollstes Verständnis, solange ich die Leistung bringe. Die war natürlich nicht drin, weil ich einen Kater hatte, Brand und keinen Bock auf Arbeit. Somit habe ich nur halbherzig um Spenden gebettelt. Mein Chef hat das natürlich gesehen und mir gegen Mittagszeit einfach gesagt, dass ich nach Hause gehen könne, weil es eh keinen Sinn mehr hätte, mich da zu behalten. Also bin ich ins Hostel zurückgekehrt und habe meinen Sack und Pack gekrallt und habe erstmal bei einer Apartmentnummer angerufen. Schnell in die Campbellstreet und mit dem Vermieter getroffen, hoch in den 26. Stock und mal geguckt, wie die Wohnung ausschaut. 160aus$ die Woche schienen mir für die Räumlichkeiten in Ordnung, jedoch hatte ich genug Geld für die Kaution. Deshalb habe ich erstmal nur vier Nächte und 50 Dollar Kaution bezahlt – eingezogen.

18. September, Tag 12

Das Internet habe ich echt in vollsten Zügen ausgenutzt, Bewerbungen bei TAW geschrieben und in der Wohnung rumgelümmelt und Bürokratiezeugs durchgezogen, genauso wie am 19. September. War nichts spannendes, also will ich euch auch nicht mit Einkäufen und Bankerkontoeröffnungen nerven.

20. September

An diesem Tage war ich noch mal bei einem Flyerverteiler, doch das war ein hochgradig verarschender Job. Man bekommt für eine Zone mit 1500 zu verteilenden Flugblättern 60aus$. In der Annonce hieß es noch, dass 60-160 Dollar möglich seien. Bei dem Blatt im Unternehmen hieß es schon nur noch 50-120 am Tag. Da bin ich auch schnell wieder raus gewesen aus dem Laden und habe den Mann von Waldons Flowerfarm angerufen. Da ging nach dem dritten Versuch auch einer ran. Die meinte auch ganz unverblümt – haha – dass ich am nächsten Tag vor 16:00h da sein solle. Ich ohne Travelmate, also alles kein Problem. Zuhause angekommen, habe ich natürlich erstmal gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd biiiiiiis Frank und Karol, die beiden Deutschen im Apartment wissen wollten, was denn meine neue Arbeit sein würde: Woldens Flowerfarm. Sogleich erschien ein dickes Grinsen auf deren beider Visagen und sie fingen an, von ihren Erfahrungen auf diesem Hof zu erzählen. Es sei ein rauer Umgangston, wenn man ein paar Fehler macht, fliegt man, die Arbeit sei hart, viele brechen nach nur zwei bis fünf Tagen ab. Resümierend habe wohl ein Freund von ihnen gemeint, es sei die sechste Ebene der Vorhölle, die man durchschreite, wenn man die Kackarbeiten abbekommt und die Aufseher und anderen Mitarbeiter einen nicht mögen. Ich war natürlich erstmal ziemlich geschockt, aber auch eine Art freudige Spannung oder Erwartung erfüllte mich. Ich saß an diesem Abend noch bis halb eins mit den beiden zusammen, ehe ich mich für viereinhalb Stunden aufs Ohr legte.

21. September

Morgens bin ich natürlich Punkt fünf aufgestanden, weil ich die Linie Central Station – Newcastle um 5:45h bekommen wollte. Noch meinen 50zig Dollarschein mit einer Milch im Convenience Store klein gemacht und ab zum Bahnhof. Dort für 7,8aus$ eine Karte für 89 Kilometer gekauft – ja, Bahnfahren ist billig. Rein in den Zug und erstmal gechillt, leider konnte ich nicht schlafen. Erstmal zwei Stationen zu früh in Wyong ausgestiegen anstatt in Wyee… doch dann endlich da. Den Instruktionen folgend, die ich von Karl bekommen hatte, bin ich an der T-Kreuzung geradeaus auf einen Firetrail gegangen und habe erstmal prompt eine Stunde im Busch zugebracht. Als ich rauskam und mich weiter Richtung Flowerfarm auf dem richtigen Weg machte, stand ich auf einmal vor einer Weggabelung. Dort bin ich der Rodger Road gefolgt, bis sie in eine Schotterpiste überging und bin umgekehrt, um den anderen Weg zu probieren. Dort wusste ich alsbald auch schon nicht weiter und bin an einem Gatter, auf dem „Private Property – Keep Out“ stand, vorbeigelaufen, um an einem weniger feindseligen Haus zu klingeln. Dort machten die Hunde einen riesigen Terz, doch niemand öffnete mir. Enttäuscht wandte ich mich um und war schon zwanzig Meter gelaufen, bis eine Stimme „Hello, hello“ rief und ich eine alte Frau um die 65 auf den Hof kommen sah. Sie fragte ich, wo denn die Waldons Flowerfarm sei. Sie meinte, es sei gar nicht weit, einfach nur der Rodgers Road folgen, dann würde ich es nicht verfehlen. Gesagt getan, der Straße 15 Minuten gefolgt, bis die Einfahrt kam. Dort gleich auf den Hof und beim Office gefragt, ob es denn auch alles richtig sei mit dem Eintreffen vor 16:00h. Der Typ hat mich angeguckt wie ein Auto, bis mir es mir dämmerte. „Ist this the Woldens Flowerfarm?“ „No, it is around an hour in the other direction.“ Ich dachte mir auch nur so: Fuck. Also wieder zurück auf die Hauptstraße, doch da hatte ich echt keinen Bock mehr zu laufen und habe einfach den Daumen rausgehalten. Und siehe da, gleich das erste Auto ist angehalten und hat mich mitgenommen. Auf dem Weg zur Flowerfarm, haben mich wohl die Mutter und die Beifahrerin mit Fragen gelöchert, die ob ihres schrecklichen Dialekts ungemein schwierig zu verstehen waren. Als ich dann endlich abgesetzt wurde auf der Flowerfarm, bedankte ich mich noch und lief zum nächstbesten Auto, wo zwei Leute drinsaßen. Der eine funkte einen Supervisor an, der dann erstmal einen dritten losschickte, um mich abzuholen. Der kam dann auch und hat mich ohne einen Ton zu sagen zu meiner Baracke gefahren und mich abgesetzt. Dort stand ich nun wie ein begossener Pudel und wusste nicht weiter. Doch aus einer Baracke trat ein junger Mann meines Alters heraus, den ich auch sofort ansprach und der sich als deutsch herausstellte – ohnehin sind 2/3 der Arbeiter auf der Farm Deutsche, die Asiaten wurden fast alle rausgeschmissen, weil sie schlecht arbeiten. Also sprach ich ihn also an und er führte mich erstmal herum, bis ein Supervisor ankam und ihm die Rolle abnahm. Er fragte beim Boss gleich, ob ich heute schon anfangen solle, oder erst morgen – morgen, welch ein Glück. Also einen Tag frei gehabt und erstmal mit Tobi und Tilmann, zwei Neulinge, die auch nach dem Abitur hierherkamen in die Stadt und Essen eingekauft, weil man unter der Woche nur selten die Farm verlässt. Abends ab in die Falle und mich meines guten Schlafsacks erfreut, weil es echt kalt wird in den Nächten.

22. September – Willkommen in der Hölle

Heute bin ich zum Morgenappell mit allen anderen nach dem Frühstück um 7:45h angetreten, bis mir gesagt wurde, ich könne bis 10:00h freimachen. Um 10h wurde es dann 10:22h, bis Craig mein Supervisor sagte, ich sollte mit ihm auf den Trecker steigen – gesagt, getan und zu einem Schuppen gefahren, wo er erstmal Chemikalien aus einem separaten Raum holte. Er koppelte noch schnell einen Anhänger an, auf dessen Trittleiter ich mich  zu stellen hatte und schon ging die holprige Fahrt los. Er füllte noch Wasser ein und die Chemikalien dazu, gab mir eine Gasmaske, eine Schutzhose und Stiefel und schon zeigte er mir, wie ich zu sprayen habe. Er meinte, nach dem zweiten oder dritten Gewächshaus könne ich es auch allein machen. Es stellt sich heraus, dass ich schon nach der dritten Reihe des ersten Gewächshauses alleine weitermachen durfte. Er war wohl vollauf zufrieden, bis ich einmal den falschen Sprühstab genommen habe, denn wenn ich den verwende und die Fernbedienung für den anderen Stab verwende, könne die Pumpe in die Luft fliegen und der 2000Liter Kanister liefe aus mit einer 40Fuß hohen Fontäne. Würde ich noch mal so eine Kacke machen, könne ich meine Sachen packen und verschwinden. Soviel zum rauen Umgangston. Also ging es weiter und ich erwies mich wohl als sehr fähiger Sprayer, denn er lobte mich im Laufe des Tages noch mehrere Male ob meiner Beflissenheit und meines Geschicks. Sowas am ersten Tag von einem sonst ziemlich bärbeißigen Typen zu hören, erfreut einen, somal die ständige Angst unter den Angestellten herrscht. Das war also mein erstes Arbeitstag, der zum Glück schon nach viereinhalb Stunden endete, was auch genug war für die ersten Erfahrungen. Nach diesen Stunden der Arbeit ging es ein weiteres Mal in die Stadt, wo ich mir Handschuhe kaufte, falls ich mal pflanzen gehen muss, wo man fieseste Blasen bekommen kann. Dort erfuhr ein Kumpel, das unter Umständen sein Bankkonto gehackt sein könne und unser Ziel um 20:00h zu Hause zu sein löste sich in Luft auf. Wir fahren um 21:16 wieder daheim in den Baracken. Auf dem Rückweg durch den Wald krachte und raschelte es. Ich wollte es Tilmann nicht sagen, aber es kam mir wie ein Zweibeiner vor, der behände durchs Unterholz zieht. Recht eingeschüchtert mussten wir in die Richtung des Geräusches unseren Rückweg zum Hof antreten. Keine Schwierigkeiten erwarteten uns, doch als wir auf der Wiese aus dem Wald kamen, erkannte wir die Urheber des Lärms: Kängurus. Ich hätte niemals gedacht, dass einfach so in der Nähe von Sydney Kängurus in freier Wildbahn leben. Ich dachte eher, die gäbe es im Outback. Einerlei, ich sitze hier nun und muss morgen wieder früh genug raus, darum beende ich den Bericht für heute. Außerdem wird’s schon wieder arschkalt draußen, darum mummele ich mich gleich in meinem Schlafsack und entfliehe ins Reich der Träume.


23. September Mein erster richtiger Arbeitstag

Beim Antritt um 7:45h wurde ich ein weiteres Mal auf 10:15h vertröstet, doch als ich nun um 10:15h meine Schicht begann, hatte sie es auch gleich in sich. Jimmy der Treckerfahrer und ich hatten mit einem langen Schlauch auf Gewächshäuer abzuspritzen. Während er chillig den Hahn betätigte, musste ich in Schwerstarbeit den Rest hinter herschleppen. Oftmals war ich in einem 45° Winkel zum Erdreich, weil ich mich so reinstemmen musste. Das Kalkwasser auf unseren Visagen trug dazu bei, dass die Haut austrocknete und kleine Risse bekam. Der Schweiß, den wir ausschwitzten trat nun in diese minimalen Wunden ein und brannte wie die Hölle. Als wir mit dieser Arbeit fertig waren, wurde ich zu Neil verbracht, der mich erstmal Rohre aus einem langen Haus ziehen ließ, doch schon beim zweiten Rohr kam ein dritter Supervisor und hat mich mitgenommen. Am Ziel traf ich Tilmann und die schwerste Arbeit, die ich bis jetzt machen musste, stand vor uns. Während der Trecker vor uns her mit dem Pflug die Erde aufriss mussten wir aus den abgeernteten Gewächshäusern die Plastikrohre rausziehen. Man kann sich nicht vorstellen, was das für eine Arbeit ist, wenn man es noch nicht selbst getan hat. Man will einfach nicht weitermachen, aber man muss. Der Schweiß läuft einem die Nasenspitze hinunter und man darf nichts trinken, bis man fertig ist. Die Muskeln versagen, die Luftfeuchtigkeit in den Häusern ist schier unerträglich. Durch das stetige Abwechseln von Vorder- und Hintermann haben wir es dann doch geschafft und mussten nun die Rohre immer links vom Gewächshaus hinlegen. Das war eine vergleichsweise einfache Arbeit. Nach dieser Tätigkeit hatten wir zurück zum Hof zu kommen, um weitere Instruktionen zu erhalten. Als nächstes mussten wir weitere Rohre – so um die 75m lang - aus den längsten Gewächshäusern hinaus auf die Straße ziehen und dann rechts vom Gewächshaus anordnen. Bei einigen mussten wir zusammenarbeiten, weil der eine aufpassen musste, dass die verbliebenen Blumenreihen nicht geschädigt werden und der andere das Rohr hinausholen sollte. Nun sind wir perfekt im Rohre verlegen – haha. Nach der Arbeit habe ich noch schnell etwas gegessen und bin um viertel nach sieben für zwölf(!!!) Stunden ins Bett gefallen.

24. September

Heute bekam ich dummerweise einen Tag frei, den ich mit Tilmann und Sophie in einem Shoppingcenter verbrachte, das schier unvorstellbare Maße angenommen hatte. Generell sind die Einkaufshäuser in Australien meines Erachtens zu groß geraten. Aber sei’s drum, ich kaufte einige Lebensmittel, Desinfektionsmittel, Pflaster, was man bei der Arbeit auf einer Farm halt so braucht. Bei Mecces kehrten wir 46 Sekunden bevor die Happy Hour für Cheeseburger endete ein und bestellten jeweils drei Burger. Fröhlich mampfend stellte ich mich darauf ein, etwas länger bei McDonalds im Internet zu surfen, denn dort kann man mit ganzen 11,0m/b die weiten des Netzes unsicher machen. Die anderen beiden gingen schon mal vor und als ich dann soweit war, den Schienen folgend, den Rückweg anzutreten, kam grad ein RailCorp Wagen und machte es mir unmöglich diesen Pfaden zu wählen. Also den langen Weg… Als ich dann zu Hause war, schnell die Sachen verstaut und den Red Label mit Tilmann getötet. Leider halte ich von Whisky zu viel aus, sodass ich kaum etwas merkte. Egal, ich bin dann auch schon um zwölf ins Bett.

25.September Der Regen

Heute hat es den GANZEN BESCHISSENEN TAG geregnet, das bedeutet, dass ich nur im Bett lag, geschlafen, Musik gehört und gegessen habe. Nichts ist passiert, Langeweile en masse. Fick dich, Regen.

26. September

Den Hiobsbotschaften des Franzosen zum Trotz war heute ein schöner, wenn auch bewölkter Tag, der aber zunächst gar nicht schön zu werden drohte. Das lag daran, dass der Boss meinte, ich habe einen Tag frei. Zum Glück kam aber Trevor und teilte mich ein, Rohre mit Kabelbindern in den Gewächshäusern zu verlegen. Meiner Größe sei dank, brauchte ich die vorgesehene Trittleiter nicht und die Arbeit ging bei weitem schneller von der Hand… bis ich ein Rolle Plastikrohr auseinander ziehen musste und sie sich nicht verbiegen durfte. Das war eine nervige Arbeit. Aber nach 20Minuten und einer Pause war ich soweit und konnte flugs die letzten beiden Häuser beenden. Dann noch das restliche Rohr wieder zusammenlegen und von Trevor zu den großen Gewächshäusern fahren lassen. Dort hatte ich die Beregnung zu erneuern, indem ich die Sprinkler, aus denen das Wasser kommt, austauschte. Danach musste ich Löcher in die Hauptrohre stechen, um dort die Beregnungsschläuche abzuleiten. Das war eine anstrengende Arbeit, aber im Endeffekt lohnenswert. In einer Woche Arbeit kann man zwischen 500 und 800$ zur Seite schaffen. Ich bin noch mit Thomas, Dennis und Sophie im Wyeer „Supermarkt“ gewesen, was nichts anderes als ein dänischer Kookmann(?) ist: Klein, teuer, Milch im Rahmen des Bezahlbaren. Gekauft habe ich nichts, ich wollte nur ein wenig Freigang haben. Es ist jetzt 19:38, ich höre noch ein wenig Musik und um 20:30h ist Sense. Gute Nacht.

27. September

Heute habe ich nichts anderes gemacht außer die Sprinkler zu Ende auszutauschen und dann weiterhin stundenlang Löcher in die Rohre zu machen und mit Thomas zu reden. Abends bin ich aber mit Tilmann die Bahngleise entlang zum Wyeer Bahnhof gelaufen, jedoch mussten wir uns auf dem Weg dorthin einmal verstecken, weil ein Zug kam und man bei Festnahme eine Strafe von 500$ zu zahlen hat. Das ist natürlich zu vermeiden. Als wir also in Wyee waren ging unser Zug nach Morisset, wo wir erstmal bei Woolworth laut lachend und auf deutsch rufend unsere Einkäufe erledigten. Schwer beladen mit Milch, Haferflocken, Äpfeln, Nudeln und anderem unerlässlichen Zeugs machten wir uns auf den Weg zum McDonalds, nicht um etwas an die Kauleiste zu heften, sondern um E-Mails zu checken und uns böse vom McCaféMann anstarren zu lassen. Auf dem Heimweg haben wir natürlich eine Schnellzug erwischt, der NICHT in Wyee hielt und wir sind erstmal schön dran vorbeigefahren. Als der Zug dann hielt sind wir schnell raus und in den nächsten Zug… der auch nach Sydney fuhr. Wieder raus und in den richten Zug eingestiegen mit der Sorge, wieder dran vorbeizugurken. Diese Angst wurde uns aber schnell genommen, nicht weil wir es erfuhren, nein. Der Gedanke wurde einfach ausgelöscht, weil eine rieeeeesige Tonne von Frau sich in einen normalen Passagiersitz reingezwängt hat. Man kann sich nicht vorstellen, wie voluminös einige Menschen hier so sind. Echt unglaublich. Egal, wir sind also wirklich in Wyee angekommen und nach Hause gestrazt, wobei wir erstmal den Weg weg von den Bahngleisen zur Farm im dunkeln nicht mehr finden konnten. Aber nach genug Suche fanden wir ihn doch, verstauten unsere Lebensmittel und hauten uns schlussendlich um 22:30 hin.

28. September Auf eigene Faust saubermachen

Heute wurde ich abkommandiert, Gewächshäuser zu „cleanen“. Das heißt, wenn die Blümchenpflücker fertig sind, muss der ganze Scheiß wieder raus aus dem Haus. Zunächst müssen die Drähte von den Holzposten gebastelt werden, an denen die Richtgitter  für die Pflanzen angebracht sind. Dann werden die Holzpfosten rausgezogen und zur Seite geworfen. Als nächstes wird das Richtgitter aufgerollt und zur Seite neben das Haus gelegt. Anschließend werden die Holzposten links neben das Treibhaus gelegt und mit einem Spezialwerkzeug die Stahlpfosten am Anfang des Hauses entfernt und rechts hingepackt. Neil mein Vorarbeiter war natürlich wieder zu Faul mir zu zeigen, wie ich die Richtgitter richtig einzurollen habe, also musste ich nach der fünfminütigen Quadfahrt erstmal meinen Geist anstrengen und verschiedene Methoden erproben, um die Richtige einzusetzen. Für das erste Haus brauchte ich bestimme 1 ½ Stunden, was viel zu lange ist, doch für das letzte habe ich noch vielleicht 45 Minuten gebraucht, weil ich im ersten das gelernt habe, was ich in den nächsten vier des Tages gebrauchen kann. Natürlich kamen beim Abendessen wieder dumme Kommentare von wegen blabla zu langsam, aber ich finde, dafür, dass ich mir alles selbst beibringen musste, war ich ziemlich schnell. Und immerhin habe ich  die fünf vorgegebenen Treibhäuser vorzüglich gesäubert. Ich habe sogar noch mit einem sechsten begonnen. Wenn das kein Arbeitsgeist ist, dann weiß ich auch nicht. Es ist 19:26 und ich hau mich wieder so früh hin, weil es jetzt einfach nichts mehr zu tun gibt und ich lieber morgen gut ausgeschlafen bin, als meine Zeit jetzt totzuschlagen. Außerdem wird’s nachts wieder so arschkalt und ich will schon schlafen, wenn die Kälte meine Baracke erobert. Apropos, ich schlafe mit Socken, Jogginghose, T-Shirt UND meinen Yong-Chon-Kwan Pullover, damit ich unter meinem Schlafsack nicht friere. Mein Zimmer ist auch soweit aufgeräumt, darauf achte ich sehr, also kann ich frohgemutes nun ins Reich der Träume entfleuchen.

29. September

Heute hatte ich Hölzer mit einem Rammbock in die Erde zu treiben. Dummerweise bin ich einmal abgerutscht und mit dem Schrecken davongekommen. Beim zweiten Mal der Unachtsamkeit war ich nicht mehr so glücklich und habe mir erstmal ne fette Platzwunde am Kopf zugezogen. Sie hat aber auch nach fünf Minuten wieder aufgehört zu bluten. Jedoch sollte ich an diesem Tage wieder sprayen gehen, was mir ob der offenen Wunde und der sonst eintretenden Chemikalien nicht vergönnt war. Zusammenfassend war ich aber im Laufe des Tages dann vorsichtiger und mir ist kein Missgeschick mehr unterlaufen. Was ein Tag. ^_^

30. September

Neil der Supervisor, der von jedem verachtet wird, mag mich scheinbar echt. Er lächelt mir immer zu, zeigt mir meine Aufgaben pflichtbewusst und wenn ich einen Fehler mache oder etwas nicht verstehe, ist er sogleich zur Stelle und hilft mir gern. Gestern zum Beispiel gingen mir die Stöcker für die Pflanzen aus, deshalb habe ich ihn angesprochen und er meinte, ich solle erstmal weitermachen mit meiner Arbeit. Nach der Mittagspause hat er mich dann an eine Stelle verbracht, wo er für mich einen neuen Stapel angebrochen hat, damit ich richtig arbeiten kann. All diesen Vorzügen zum Trotz war es eine harte Arbeit, da ich in vier Schritt Abstand erst die Hölzer mit der Hand hineintreiben musste und dann mit einer Art hohlem Rammbock noch tiefer zu verankern hatte. Als ich die splittrige Arbeit mit den fiesen Holzstücken fertig war, zog ich auch sogleich mein Hemd aus, um mit barem Torso zu arbeiten. Der Schweiß troff nur so von meinem Gesicht in dem warmen Gewächshaus. Etwa 500 Stäbe habe ich nach meinen Berechnungen eingeschlagen. Das war eine Arbeit. Aber Neil war echt zufrieden und so konnte ich frohgemutes in den Feierabend aufbrechen

1. Oktober

Heute ist ein wunderschöner Morgen und ich sitze hier aufm Bahnhof, weil ich noch keinen Bahnfahrplan finden konnte, außer an den Bahnhöfen selbst. Ich habe den Zug abfahren sehen um 9:10, um 10:04 kommt der nächste und nu ists 9:30. Darf ich also noch eine schöne halbe Stunde hier in der Sonne sitzen und den Tag genießen, der nachher allerdings in Regen umschlagen soll. Na, mal schauen. J Heute geht’s einkaufen Waschpulver einkaufen, weil ich noch kein einziges Mal meine Sachen gewaschen habe. *hust* Außerdem muss ich noch zur Commwealth bank, weil meine kack Bankkarte noch nicht da ist und sowieso E-Mails checken und so. Reinhauen. J

Donnerstag, 15. September 2011


12.September, Tag 7

Uuuuund wieder bis elf Uhr gepennt. Das darf sich aber nicht etablieren. Die Frau von Germax, mit der ich laut Hauke Kontakt aufnehmen sollte, hat sich bis jetzt nicht wieder gemeldet. Dann werde ich morgen früh wieder anrufen, vielleicht dachte sich auch, ich würde sie am Montag kontaktieren – wer weiß. Ich war heute wieder beim Dymocks Building und habe dort 89$ gelassen. Dafür habe ich jetzt eine exklusive Jobbörse für so gut wie alle angegebenen Jobs in Australien. Über 11.000 Treffer hat die Datenbank ausgespuckt. Für einen Möbelpacker und ein Sportunternehmen habe ich mich auch nun beworben – mal schauen. Des Weiteren ist das Internet im Hostel heute abgekackt, deshalb musste ich mich nebenan einloggen. Dort habe ich einen Mann kennen gelernt, der wohl in der Unterhaltungsbranche tätig ist. Der hat mir nu gleich seine Visitenkarte geben wollen und meine Kontaktdaten wissen. Die Menschen sind hier ziemlich unkompliziert. Morgen will er mich anrufen oder mir ne Mail schreiben. Ziemlich nice. J Weiteres ist nicht passiert, nur dass ich jetzt ne deutsche Zimmergenossin habe, von der ich erstmal wissen wollte, was denn genau Thai Massagen sind… *hust* Ich habe nicht direkt gefragt, weil ich es mir schon denken konnte. Morgen muss ich um 7:30h aufstehen, um mein Zeugs aus Blacktown wiederzuholen, weil’s einfach zu dezentral ist. Ich habe eine Thaiboxschule in der Alice  Street. Vier Kilometer von meinem Hostel gefunden. Mal schauen, was die so bringen. Das war es auch schon für heute. Und natürlich werden meine Eindrücke auch wieder im Blog veröffentlich. J Bis denn dann und eine schöne gute Nacht euch allen. ;)

13.September, Tag 8

Heute war ich dann auch wirklich im Full Force und habe mein Zeugs abgeholt. Reinhard hatte volles Verständnis dafür. Jedoch haben wohl irgendwie meine Zigaretten Beine bekommen, ich habe keine Ahnung, wo die hingekommen sind. Sei’s drum. Dafür habe ich jetzt mein ganzes Zeug wieder im Hostel. Über den Tag war ich bei einem Bewerbungsinterview, bei dem ich auch sofort angenommen wurde und deshalb muss ich jetzt „Funds raisen“, das heißt, ich soll Spenden für irgendwelche Inderkinder sammeln. Ich würde zwar lieber für australische sammeln, aber das ist ja erst der Anfang. Heute Abend war ich beim Thaiboxen in der Alice Street. Es war zwar anstrengend, aber es sind halt auch normale Mädchen dabei und deshalb ist das Training einfach nicht so hart wie einer Kampfsportschule, wo vorwiegend Leute trainiert werden, die entweder Kämpfer werden wollen oder es schon sind. Naja, mal schauen.

14. September, Tag 9

Den heutigen Tag habe ich ab 10:00h dem Spendensammeln gewidmet, indem ich mit meinem Chef Simon und meinem Mitbewerber Chris, der ebenfalls eingestellt wurde, nach Marrickville gereist bin. Über den Tag sind wir dann in verschiedene Geschäfte gegangen oder aber zu den Leuten nach Hause und haben Kugelschreiber und Schlüsselfinder verjubelt. Normalerweise macht ein Neuling am ersten Tag 150Aus$, da war es verwunderlich, dass mich meine Mitarbeiter am Ende des ersten Tages den „Germinator“ genannt haben, weil ich deutsch bin und 279Aus$ gesammelt habe. Ich war sehr stolz. J Aber am Ende des Tages war dann nichts mehr mit Sport. Ich habe mich nach einem ergiebigen Abendessen einfach nur noch hingehauen und geschlafen.

15. September, Tag 10

Ich bin sogar schon um 07:00h aufgestanden, weil ich abends noch trainieren gehen wollte. Mein Arbeitstag begann somit schon um 8:30h und ich wurde abkommandiert, erstmal in Gordon die Geschäfte abzuklappern, was sich als nur mäßig rentabel herausstellte. Deshalb ging’s auch weiter ins Viertel Lindfield, wo ich erst ein paar Geschäfte besuchen sollte, ehe es dann auch schon in die Wohngegend ging. Dort war alles ziemlich edel, somit war der heutige Tage nur mit müßiger Arbeit verbunden, da ich die Sonne und das tolle Wetter genießen wollte. Jedoch habe ich nichtsdestoweniger in den geschäftigen Stunden 220Aus$ sammeln können. Ich bin ein Naturtalent. Ich muss mich heute oder morgen noch unbedingt um eine Wohnung kümmern, da bald mein Hostelzimmer zu Ende geht und ich nicht mehr bezahlen will, da es echt zu teuer ist. Also bis denn dann. J

Sonntag, 11. September 2011

Mein klasse Australienblog :>


Heathrow, Tag 1, 05.09.2011, 10:40

Heute musste ich um 3:45h aufstehen – DREI UHR FÜNFUNDVIERZIG – um mit meinen Eltern ein doch sehr gemütliches Frühstück einzunehmen. Die Nightlounge begleitete unser Mahl auf musikalische Weise. Doch dann wurde es durchaus ein wenig stressig, weil meine Mutter Angst um mich hat und alles noch mal genau durchprüfen wollte. Herrjemine.
Wie dem auch sei. Wir kamen ohne weitere Zwischenfälle auf den Weg zum Hamburger Flughafen und trafen so gegen 5:20h ein. Wir machten noch ein paar schöne Photos, dann war schon der Zeitpunkt der Kontrolldurchschreitung gekommen und ich verabschiedete meine Eltern und durchtrat die Schranke. Das erste Mal, dass ich endlichmal nicht aufgehalten wurde, weil ich irgendetwas im Rucksack vergessen hatte. So machte ich mich guter Dinge auf den Weg zum Gate und lief prompt dran vorbei. Nach 10Minuten Suche stand ich vor einer Glastür, also zurück und die Haupttür gefunden. Das war ein Akt. 7:30 schnell eingecheckt und das Flugzeug betreten. British Airwaysmitarbeiter haben einen lustigen Akzent. Borddurchsagen zur Flugsicherheit noch ertragen und los gings in luftige Höhen, wo ich natürlich auf britischer Seite fleißig Photos geschossen habe, da dort die Wolkendecke erstmals aufbrach – welch ein Glück. Gelandet und mit dem BUS eine 10 minütige Gefahrt durchgemacht – man ist Heathrow rieeeesig! Der zweitgrößte Flughafen meinten meine Sitznachbarn, die mich erstmals über London ins Bild setzten. Ein netter Flug mit netten Leuten. Nun sitze ich hier und schreibe die ersten Etappen meiner Reise nieder, da ich mir vorgenommen habe, akribisch genau meine Eindrücke zu dokumentieren, damit die Nachwelt und meine Liebsten an meiner Reise zumindest auf gewisse Weise teilnehmen kann. Um 10:30 öffnet sich das Gate und ich werde den A380 betreten, der die gleiche Linie, wie mein Bruder sie geflogen ist, bestreitet. Eine kleine Information: Es war die Route, bei der der A380 mit einem kaputten Triebwerk notlanden musste. Ein tolles Abenteuer…
Ich mach jetzt erstmal Schluss und bald geht’s weiter. J

Später am Tag irgendwo vor der bengalischen Bucht
Ich habe Bubblegum einen großen Bruder geschenkt! Als ich chipsessenderweise aus dem Geschäft heraustrat, war es auch schon an der Zeit zu erspähen, welches Gate denn ab 10:50 aufzusuchen sei. Geschaut, aha Gate 1, Ubbilein sieht eine große Schlange, stellt sich an. Zehn Minuten vergehen, ehe er den Irrtum bemerkt, dass er sich beim Gate 11 nach Madrid angestellt hat… tja, die ahnungslosen Reisenden.
„Do you know whether it’s the queue for gate 1 to Sydney?“ “I don’t think so” “Ah, well, thank you” und weiter ging’s zum nächsten Gate. Und da erwartete mich gleich die nächste Schwierigkeit. Weil hunderte von Menschen in einem A380 mitfliegen, werden die Passagiere in Gruppen an die Schalter gebeten und dann durch verschiedene Eingänge geleitet. Versuch das mal zu verstehen, wenn die Schalterfrau rasend schnell die Sitznummer runterrattert. Ich habe mich dann erst bei einem Mann und dann bei einer weiteren Frau erkundigt. Alles, kein Problem, sie sind ja nett die Leute. Also ging die Reise los. Bissl über den riesigen Flughafen zur Startbahn gerollt und schon gab der Pilot ordentlich Stoff. Leider entstehen bei so einem Riesenjet keine Kitzelwellen beim Abheben. L Wir waren und sind also in der Luft, doch wirklich interessantes zu berichten gibt es nicht. Den afghanischen und pakistanischen Luftraum habe ich verschlafen. :/ Aber wenn man rausguckt, sieht man meist eh nur Schwärze und die Bordkamera, die hinten am Leitwerk angebracht ist, zeigt auch nur Dunkelheit. Das Essen ist flugzeugmäßig so lala, aber die Toiletten sind gut und man kann sich regelmäßig Bananen holen. Vor einer halben Stunde donnerte mir plötzlich die Stimme des Personals durch meine Sennheiserkopfhörer, dass man bitte die Sicherheitsgurte anzulegen habe. Ich dachte schon, wir seien da, aber Pustekuchen, kurz darauf setzten einige Turbulenzen ein, die aber schnell wieder erstarben und unseren Flug damit weiterhin zu einem etwas ereignislosen Erlebnis machten. Aber für die Kurzweil sorgt gute australische Countrychillmusik, tolle Filme und ein Reisetagebuch, dass ich auf meinem kleinen aber feinen Netbook verfassen kann. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie man die Sitze nach hinten klappt, was aber mir sowieso nicht bringt, weil ich dann meinem Vordermann die Knie in den Sitz ramme. Alles über 1,85m ist ungünstig in Flugzeugen. In etwa drei Stunden landen wir in Singapur. Ich werde nun mein Handgepäck noch mal durchchecken auf die wichtigsten Dinge und weiterhin der klasse Musik frönen. Morgen geht’s weiter J

Sydney, Tag 2, 7.September, 19:37

Der Flug endete also ereignislos auf dem Singapurer Flughafen, wo ich erstmal zwei Flaschen Whisky kaufte, denn Alkohol im Allgemeinen ist sehr teuer in Australien. Ich hatte mich wirklich beeilt, weil ich dachte, um 9:00h  würde es weitergehen, doch wieder einmal war ich auf die undeutliche Stimme der Ansagerin reingefallen, denn um 9:40h sollte sich der A380 nach dem Volltanken erst wieder in die Lüfte schwingen. Egal, das gefühlte dreißigtausendste Mal den Reisepass vorgezeigt und durchgegangen, doch war ich zu der Zeit ziemlich unsicher, denn ich wusste nicht, ob die Verkäuferin den Alkohol nun hinter die Kontrolle bringen würde, oder wie es aussehen sollte, denn ich hatte den Alkohol im Laden lassen müssen, damit sie ihn transportiert. Irgendwann kam eine nette junge Asiatin und händigte mir den Alkohol gegen meinen Kassenbon aus. Guter Dinge bestieg ich das Flugzeug wieder, um die letzten Stunden der Reise hinter mich zu bringen.
Als ich wieder einmal aufwachte, weil mir der Serviceguru erneut ins Ohr brüllte, fand ich vor mir eine kleine Karte, die ich auszufüllen hatte und die die strikten Quarantänebestimmungen offenbarte. Denn es wurde gefragt, ob ich in den letzten 30 Tagen draußen schwimmen war, ob meine Kleidung mit Süßwasser in Berührung gekommen ist, ob Dreck an meinen Schuhen kleben könnte etc. etc. Voller Besorgnis füllte ich den Zettel aus, doch als ich ihn umdrehte, schreckte ich auf. Ich sollte einen Wohnort angeben, wo ich doch nicht einmal wusste, in welchem Hostel ich den ersten Tag zu nächtigen gedachte?! Alles kein Problem, meine Sitznachbarin war hilfsbereit und so gab sie mir erstmal ihre Adresse. Die Wachtmänner können ja später nicht nachvollziehen, wo ich denn nun wirklich untergekommen bin. Als wir schließlich ankamen, musste ich noch ewiglange auf mein Gepäck warten und stellte mich anschließend in die Schlange. Doch Pustekuchen, kaum hatte ich dort fünf Minuten gewartet, kam schon ein Zollbeamter und wies mich an, ihm zu einem separaten Raum zu folgen. Scheiße, was hast du bloß angestellt? Und viel wichtiger: Ist wirklich kein quarantänepflichtiges Gut in deiner Tasche? Alle Taschen hatte ich aufzumachen und meine Ziele, meine Freunde in Australien, mein Ort zum Nächtigen und weitere Informationen zu nennen. Doch ich stellte mich wohl schnell als vertrauenswürdig heraus, denn wir fingen schon nach zehn Minuten an, über unseren gemeinsamen Sport zu diskutieren: Thaiboxen. Also ist alles glimpflich ausgegangen, ich hatte meine 200 Zigaretten und 2l harten Alkohol nicht abzugeben und konnte frohgemutes meiner Wege gehen.
Schnell noch meine besorgten Eltern angerufen, dass ich gut angekommen bin und schon ging’s auf die Suche nach dem Zug, um zur Central Station zu kommen, wo nach Angaben meines Bruders die meisten Hostels zu finden seien. Ich bin dorthin gefahren, ausgestiegen und nach fünfzehn Minuten hatte ich auch schon meinen Ruheort gefunden. Die Rezeptionsdame lobte mich ob meiner guten Wegfindung, denn sie sei stundenlang durch Sydney geirrt, bis sie schließlich ihr Hostel gefunden hätte.
Also 28Aus$ für ein Sechsbettzimmer hingeblättert und nach oben gefahren. Dort erwartete mich schon James, einer meiner Zimmergenossen und wir kamen sogleich über dies und das ins Gespräch. Um noch ein wenig im Internet zu surfen, bin ich nach unten gegangen und habe mich vor den PC gepflanzt. Flugs ein paar Informationen bei Facebook geschrieben und dann auch ins Bett, denn der Jetlag setzt einem doch ganz schön zu, somal nicht ich im Flugzeug, geschweige denn auf den Flughäfen, wirklich zur Ruhe kam. Doch um halb Fünf wachte ich schon wieder auf und konnte nicht mehr einschlafen. Als ich nun so wachte, schien es mir unwahrscheinlich, dass ich um 8:00h wirklich aufstehen würde und so war es auch. Um sechs Uhr schlief ich wieder ein und wachte erst um 10:00h wieder auf, als ich ein Gespräch mit dem Phrasenfetzen „it’s a german“ hörte. Ich stand nun auch auf und erkundete erstmal die Hauptstraße Sydneys, die George Street. Dort fand ich auch einen Supermarkt, um mir erstmal ein paar Äpfel und Brot zu kaufen. Die Lebensmittel in Australien sind jedoch bei weitem teurer als in Deutschland. Ein 700g Brot kostet dort locker seine 6Aus$. Doch für 10Aus$ hatte ich meine leckeren Sandwichkäse und einigermaßen festes Brot, wie auch zwei Äpfel und machte mich auf den Weg in den Park, um mit Genuss mein Frühstück zu verzehren. Ehe ich dazu kam, sah ich eine Gruppe mit Boxhandschuhen und Pratzen und sprach sie sogleich an, es stellte sich aber heraus, dass sie nur Boxen würden und sich auch nur jeden Mittwoch treffen würden. Also ging es weiter und ich setze mich in gleißenden Sonnenschein und aß meine Brote. Zurück im Hostel überlegte ich mir, was ich denn noch so bräuchte. Da fiel mir auf, dass die Australier andere Steckdosen besitzen, deshalb schrieb ich mir eine Liste, auf der auch ein Vorhängeschloss stand und machte mich wieder auf den Weg in die Stadt. Nun kann ich meinen Spint zuschließen und Handy und andere Dinge laden. Apropos Handy, da musste ich heute erstmal lange mit dem australischen Registrierungssystem kämpfen, denn ich hatte 60 Verifizierungspunkte zu sammeln. Erstmal gar nicht verstanden und dann nach langen zehn Minuten herumgestümper herausgefunden, dass ein Reisepass wirklich zu allem gut ist. Schnell alles eingegeben und nun habe ich ein funktionstüchtiges Mobiltelephon. Doch was brauche ich noch? Richtig, einen Job. Deshalb bin ich gleich rüber zu YHA, das ist ein großes Backpacker – und Reiseunternehmen im Allgemeinen und dort erspähte ich auch sogleich eine große Pinnwand, auf der Annoncen zu finden sind. Doch einen wirklichen Tipp bekam ich erst von einem gut gekleideten Mann, der im Gebäude umher schlich, denn er meinte, dass ich vielleicht geeignet sei, um als eine Art Vertreter elektronische Geräte anzupreisen. Sei’s drum, dass niemand diese Sorte Mensch mag, ich brauche das Geld, also werde ich morgen dort anrufen und schauen, ob meine Englischkenntnisse ausreichen, um den Job zu erhalten. Und sonst schaue ich mal, Hauke dürfte ja in absehbarer Zeit eintreffen. Damit endet mein Bericht auch schon wieder und ich werde mich gleich mal wieder richtig anziehen und schauen, was in der Stadt so los ist, denn ich kann ja nicht um 20:00h ins Bett gehen. Gute Nacht!

Blacktown, Tag3, 8.September

Heute Morgen bin ich um 9:45h von der grauenvollen Handyweckermusik aufgewacht – einfach schrecklich. Den Wecker habe ich mir deshalb gestellt, da ich heute in großer Mission aufbrechen wollte. Denn mein Plan war, das Fullforce Gym in Blacktown aufzusuchen, um mir um 17:00h anzuschauen, wie das Thaiboxtraining denn so ist. Dafür bin ich zunächst in der Central Station eingestiegen und habe mich auf den langen und beschwerlichen Weg mit all meinem Gepäck gemacht. Zwei Stunden bin ich gereist, bis ich mein Ziel schlussendlich gefunden hatte. Nun saß ich hier überdenkenderweise und schrieb zur Gedankensortierung diese Zeilen nieder, als plötzlich eine Schulklasse von 30Mann an mir vorbei das Treppenhaus hoch zum Klettern stapfte. Ich meine: “HALLO?!“ Die klettern hier im Sportunterricht, wie cool ist das denn? Nunja, ich sitze hier nun und frage mich, wo ich über Nacht unterkommen kann, denn es sieht mir hier ziemlich wie eine Industrielandschaft aus. Mal schauen. J
Also es war wirklich gelungen – zumindest teilweise. Ich bin natürlich aus weiser Voraussicht früher gefahren, also um elf Uhr, doch mit meinen Wegfindungsfähigkeiten war ich schon um 13:00h vor verschlossener Tür. Was tun? Genau, nachdenken und diesen Blog schreiben. Anschließend bin ich erstmal ins Einkaufszentrum, doch meine Tasche wurde immer schwerer und irgendwann habe ich mich einfach nurnoch hingesetzt und nachgedacht. Ich war schon drauf und dran, wieder in die Innenstadt zu fahren, weil ein Restaurantbesitzer meinte, hier würde ich eh nichts werden. Aber ich konnte diese Niederlage nicht einfach so hinnehmen, da ich mir dachte, dass es die einzige Möglichkeit ist für mich, Freunde zu finden, Arbeitskollegen sind nie das gleiche, weil sie eher das Schicksal erleiden, als aus freien Stücken irgendwo hinzugehen. Also habe ich mir gesagt, dass ich ja nach dem Training um 20:00h immer noch nach Haus gehen könne, wenn  es nichts wird. Nun war ich da und muss sagen, dass ich meine Trainingspartner und besonders meinen Trainer wirklich leiden kann. Die Fortgeschrittenenklasse war ein wenig zu heftig für mich in punkto Techniktraining, denn zum einen war es wirklich schwierig und zum anderen rief mein Trainer innerhalb von zwei Sekunden: „Left, Right, Uppercut, Hook, Left, Right, Left Right, Left“. Nunja, mein Training in Deutschland war kaum der Rede wert, was die Qualität angeht, also auf ein Neues in Australien. Mein Trainer hört sich nun für mich nach einer Unterkunft und einem Arbeitsplatz um und ich werde mich bei „Big W“ bewerben, weil sie grad suchen und Woolworth erst um Weihnachten rum mehr Leute brauchen.
Jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause zurück in die Haymarket St, um dort eine weitere Nacht zu verbringen. Aber ich habe ja noch um die 750Aus$, also sollte ich die nächsten zwei Wochen durchkommen, bis ich wirklich Arbeit habe. Wird schon werden. Und ich denke, dass das Training genau das richtige sein könnte, denn einen wirklichen Reisekumpanen  habe ich ja nicht wirklich, wenn Hauke regelmäßig segeln geht, also finde ich lieber meine eigenen Freunde, mit denen ich abhängen kann. Achja, ich konnte sogar meine Riesentasche, die mir fies in die Schultern schnitt, dort lassen. Morgen früh werde ich wieder hinfahren. Kostet ja für „Studenten“ nur 2,3Aus$. ^_^

Sydney, 4.Tag, 9.September

Da bin ich wieder. Ich denke, ich werde heute damit anfangen, die Datei hochzuladen und eine Art Blog draus zu machen. Heute war ich recht lange auf und vom Thaiboxen ziemlich müde, deshalb habe ich eiskalt bis 11Uhr geratzt, bis dann der Aufseher kam und mich fragte, wie meine Planungen aussehen. Ich meinte, ich würde wohl noch ne Woche bleiben, aber nur jeden Tag einzeln bezahlen. Das gefällt mir irgendwie besser. Ich bin dann also in die Stadt, habe mir erstmal was zu essen gekauft uuuund… verlaufen. Ich musste zehn Minuten durch die Gegend wandern, bis ich meine Heimreise antreten konnte. Nun war’s aber soweit. Gegessen wurde, bis ich fast geplatzt wäre, wo ich mich doch die letzten drei Tage nur von zwei Äpfeln und einem Laib Weißbrot ernährt hatte. Anschließend machte ich mich schon auf den Weg nach Blacktown, um dort noch ’ne Stunde zu warten und wieder beim Thaiboxen aufzuschlagen. Da ist ein kleiner 12-jähriger Junge, der jeden Türken und sonstigen Schläger in Deutschland innerhalb von Sekunden zerlegen würde. Man weiß gar nicht, woher die Kraft kommt, die auf die Pratzen ausgeübt wird. Er wird es noch weit bringen. Nach dem Training war ich noch beim Sparring anwesend, hatte aber dummerweise meinen Mundschutz in Deutschland  vergessen. Also habe ich nur zugeschaut und werde mir alsbald einen kaufen. Auf dem Weg nach Hause kamen vier Leute auf mich zu und riefen „Oh, yeah, a hooded man, oooooh“ und fragten, wie es mir ginge. Sie schienen schon ziemlich angeheitert, was sie aber nicht davon abhielt, mir nützliche Ratschläge fürs tägliche Leben zu geben. Erstens solle ich in Blacktown abends nicht allein unterwegs sein, denn letztens haben ein paar Schwarze einem Inder ordentlich zu gesetzt. Zweitens solle ich mich nicht auf die Sitze im Eingangsbereich setzen, weil dort die Festnahmen stattfinden und weil es für die Schwarzen ein Leichtes ist, sich neben einen zu setzen, die Klinge drohend oder auch anwendend in die Seite zu halten und dann mit dem Rucksack schnell Richtung Ausgang zu flüchten. Drittens solle ich mich dort hinsetzen, wo andere Menschen sind, damit sie mich nicht kriegen können. „He was beaten up by some black guys“ meinte sie nur und schon bald machten sie sich auf den Weg und wünschten mir einen schönen Abend. Das ist also die Gastfreundschaft in Australien. Übrigens haben die in Blacktown oft einen Südstaatenakzent und man kann sie wirklich nur sehr schwer verstehen, doch meinen Akzent lieben sie wohl, meinten sie. :D
Ich bin dann ohne weitere Probleme nach Hause gelaufen und habe mich übers Essen hergemacht. Anschließend mit Thai Chili Chips ins Sofa gefläzt und Donnie Irgendwas geschaut, ’n komischer Film. Danach noch zwei Folgen Family Guy reingezogen und mich um halb zwei ins Land der Träume aufgemacht.

Tag 5, 10. September, 2011

Heute morgen bin ich wieder um elf aufgestanden und runter zum Frühstück. Anschließend direkt mit Maxime, einem französischen Kumpel aus Nantes einkaufen gegangen. Ich habe die defekte SD-Karte ausgetauscht und mir noch ein paar Dinge fürs Leben gekauft. Nun sitze ich hier und schreibe dies nieder und überlege mir, warum ich gestern denn so ein Heimweh hatte, nunja, das passiert wohl jedem einmal. Gleich werde ich schauen, wo denn der Paddy’s Market zum Obst- und Gemüseeinkauf und die Arbeitsagentur liegen. Dann werde ich mich wohl wieder auf den Weg machen und versuchen, eine Arbeit zu ergattern. Ich hoffe, Bad Ass Badato wird nicht allzu böse sein, wenn ich vielleicht wieder aufhöre, beim ihm zu trainieren.
Ich war beim Dymocks Building, nachdem ich erstmal zwei Blocks dran vorbeigelaufen bin und auf dem Weg mit einen 9/11-Verschwörern gesprochen habe, denn sie hatten auf ihrem Flyer stehen, dass drei Wolkenkratzer eingestürzt sind, was ich gar nicht auf dem Zettel hatte. Und tatsächlich haben sie sich vernünftig mit mir unterhalten und darauf verwiesen, dass die Luft mit einem Magnesium-/Eisengemisch angereichert wird, was beim Verbrennen 2500°C erreicht und deshalb perfekt sei, um solch ein Hochhaus schnellst möglich schmelzen zu lassen. Des Weiteren sei dieser dritte Wolkenkratzer innerhalb von sechs Sekunden dem Erdboden gleich gemacht worden sein, was einer kontrollierten Sprenung entspricht. Insgesamt scheint mir diese Organisation sehr viel seriöser, weil sie sich einzig und allein aus Ingenieuren und Architekten zusammensetzt, die gebildeter und fachgerichteter sind, als die üblichen Linksblätter, die gegen Amerika wettern. Nunja, sehr interessant, aber ich hatte ja noch die Mission, das Dybocksbuilding aufzusuchen, was ich dann auch eine halbe Stunde später zu Gesicht bekommen konnte, doch leider erst um 15:56h, während die Büros um 16:00h dicht machen, also alle schon auf dem Heimweg waren. Daneben stand ein hinduistischer Mönch mit einem leicht französischen Akzent, was wohl daher rührt, dass er aus Kanada kommt, vermute ich. Der hat mit mir erstmal einen Plausch gehalten und mir schlussendlich ein Buch über Selbsterkenntnis gegen eine milde Gabe verkauft. Er meinte, Schopenhauer, Nietzsche, Kant und andere bedeutende Philosophen haben dies zur Kenntniserweiterung studiert. Jetzt bin ich dabei, es zu lesen, doch wirklich zusagen tut es mir bis dato nicht, da es die Seele als gegeben voraussetzt. Aber ich habe ja noch ein wenig Zeit, es zu verinnerlichen. Wirklich viel spannendes ist nicht mehr passiert, außer dass ich noch Haukes Arbeitgeberin angerufen habe, die mich am Montag kontaktiert und mir wahrscheinlich kleiner Aufgaben wie Gartenarbeiten, Toilettenreinigung und Fensterputzen zuweisen wird. Besser als nichts und ein weiterer Ausgangspunkt für andere Tätigkeiten, wenn ich mich bewähre. Also gute Nacht. J

Sydney, 11.September

Heute habe ich wieder bis halb elf geratzt, um mir dann ein bisschen was zu essen reinzuziehen. Im Moment, muss ich sagen,  ist’s ein wenig langweilig. Sobald ich in Arbeit und Brot stehe, sollte das jedoch wieder anders aussehen. Ich war nun endlich im Paddy’s Market und ich muss sagen, dass es ein wirklicher Kulturschock war, denn so viele kleine wuselnde Asiaten bekommt man sonst nur bei Siedler zu Gesicht. Überall schreien die Verkäufer „one Dollar, one Dollar, one Dollar“. Und tatsächlich bekommt man Orangen und Kiwis für eine ein bis zwei Dollar dort. Ich denke, ich sollte mir wirklich überlegen, ob ich meine Ernährung nicht stark auf Obst und Gemüse zugeschnitten werden sollte, um möglichst viel Geld zu sparen. Cola und Chips stehen sowieso schon nicht mehr auf meinem Speiseplan. Sonst gibt’s nichts wirklich interessantes mehr zu berichten. Fernsehen geguckt, rumgelümmelt, bissl was gegessen. Nichts spannendes also. Bis denn dann. J