Montag, 12. Dezember 2011


6. Dezember

So geht ja nicht an, dass ich garnicht mehr schreibe. Ich habe mal wieder den Fehler begangen, mir keine richtigen Ziele zu setzen und wenn, dann die falschen. Ich wollte nun unbedingt wieder richtig trainieren, das heißt: kein Alkohol. Aber ohne Alkohol ist es doppelt und dreifach so schwer, neue Freunde zu finden. Dummerweise ist solches Training auch noch standortgebunden, deshalb dachte ich mir erst ganz heroisch:“Ja bleibste erst in Melbourne fürn paar Monate und dann gehste wieder auf ’ne Farm.“ Weil mir aber Großstadt nicht gut bekommt und ich lieber Arschlocharbeiter auf ner Farm mit Arschlochaufsehern, als Tellerwäscher im Inderrestaurant bin, war ich nun zerrissen zwischen: a) Thaiboxen und Kackjobs in Kackstadt (Großstadt ist immer blöd) oder b) wieder auf die Farm, kein Thaiboxen. Nunja, dieser Umstand hat mich ganze drei Wochen hin und her gekostet, in denen ich nicht wirklich gearbeitet und viel zu viele Ersparnisse auf den Kopf gehauen habe. Schande über mich!
Aber immerhin war meine liebe Su von Wangerooge für ein paar Tage hier, die wir dann auch super genutzt haben. In de City shoppen gehe, auf Phillip Island Zoo und so anschauen – das könnte ich ausführen, aber schaut einfach meine Bilder auf Facebook an, die sprechen für sich. Naja, so habe ich meine Tage vom 16. November bis zum 6. Dezember mehr schlecht als recht rumgebracht. Aber immerhin weiß ich nun, dass ich niemals in der Großstadt leben werde auf lange Sicht. Sightseeing hat selbst ein solch langsamer Mensch wie ich bestimmt irgendwann durch und dann kehrt der triste Alltag des Großstadtmenschen im Betondschungel ein. Da würde ich mir wie Brian von Family Guy im Safe ne Knarre und ne Flasche Whiskey bereitlegen, nur für den Fall, dass es zuviel wird.
Naja, wie dem auch sei. Ich habe also meine Apathie endlich abgeschüttelt und habe mich wieder auf Jobsuche gemacht. Zunächst lief das ein wenig mager an, denn Ubbilein war ja mal wieder zu wählerisch, aber wie Hauke schon sagte:“Das Schlimmste für Obdachlose ist wahrscheinlich die Langeweile“. Demnach wurde es die Tage immer schlimmer und nun bin ich auf dem Weeeeg nach Mildura. Irgendein Kaff, wo ich Orangen und Grapes pflücken werde und bissl mit  Wein zu arbeiten habe. Mal schauen, wie das wird. Aber im Zweifelsfall, solange ich nicht rausgeschmissen werde, Zähne zusammenbeißen und Geld machen… sofern ich nicht wieder mit Chemikalien arbeiten muss, da hört es bei mir stets wieder auf. Man habe ich diese zwei einhalb Wochen schnell zusammengefasst. Verzeiht mir bitte, dass ich so unregelmäßig schreibe. Mit all dieser Demotivation ist auch meine Schreibeslust erstmal gestorben. Diese kehrt nun scheinbar mit neuen Gefilden, die es zu entdecken gilt, wieder. Also bis denn dann und man schreibt sich.
Achja, dort kann ich mein 2nd Visa machen. Mor wird das sicher nicht gern hören. :>

7. Dezember

Ich melde mich mal wieder. Ich bin inzwischen angekommen und es war zunächst wirklich ein Erlebnis. Ich wurde nach einer 10-stündigen Busfahrt abgeholt und ich durfte sofort anfangen zu arbeiten, nachdem ich die Nacht im Bus sogut wie nicht schlafen konnte, also durchgemacht hatte. Naja, es ging erstmal Plastikplanen  auf die Weinstöcke zu machen, das habe ich zwei Stunden gemacht, bis wir dann doch wieder aufgehört haben, weil wir zu wenige waren und es nicht gelohnt hat. Fuck off. Also den ersten Tag nur zwei Stunden gearbeitet und dann erstmal ins Haus rein: Gott sah das scheiße aus. Keine Matraze, die musste ich erstmal aus der Hütte im Garten holen und „entstacheln“, weil da gaaaaanz viele Dornen drin waren. Ich habe mich mit den Leuten bekannt gemacht und später am Abend sind wir noch zur „Crag Den“ gegangen, das ist ein Haus, wo meistens so 10 bis 12 Leute drin wohnen. Ist ziemlich die Absturzhöhle.

8. Dezember

Am nächsten Tag aufgestanden und losgelaufen zum Meeting Point, der dummerweise 15 Minuten Laufweg entfernt ist. Dort sollte uns der Hostelbesitzer abholen, der aber viel zu spät war. Soviel dazu. Danach ging’s wieder zur Farm, aber dort standen haufenweise Wongs (Italiener und Türken) rum und uns wurde erklärt, dass es ein Missverständnisse gäbe, wir also wieder gehen dürften, weil er genug Leute hat. Dumm gelaufen. Larry unser Fahrer ist dumm rumgefahren und wollte uns Unkraut zupfen lassen. Er fragte nur, ob das jemand machen will, keiner meldete sich und er fuhr wieder weg. Oo Einige sind wieder nach Hause gefahren und ich wollte unbedingt noch arbeiten gehen, deshalb bin ich dann mit zum Orangen pflücken gefahren. Der Fahrer ist gerüchteweise n Mathhead, der die ganze Zeit drauf ist. Als er beim fahren so ne Chillerraggae Goa Mukke hörte und dabei seine Hand wellenweise ausm Fenster hielt, dachten wir uns auch nur so:“oooookay“. Dort angekommen sind wir erstmal 15 Minuten rumgeirrt, bis wir nen Asiaten gefunden, der englisch reden konnte. Sein Aussehen hat uns schon ein wenig abgeschreckt. Sein ganzes Gesicht war mit einer Atemmaske bedeckt, Hut auf, von Kopf bis Fuß bedeckt. Als wir dann die Supervisor eeeendlich gefunden haben, ging’s auch ziemlich schnell los. Aber wie es losging. Er zeigte uns einmal falsch, wie man die Orangen abrupft, daran sah man schon, dass er das wohl noch nie gemacht hat. Wir fingen also an und ich zerkratzte mir meinen ganzen beschissenen Finger, weil ich meine Handschuhe vergessen hatte. Für einen Bin bekommt man 25$ und der ist einfach RIESIG. Eine Riesenarbeit war das insgesamt, nicht genug zu trinken und ich habe dafür lausige 58$ für 6 Stunden Arbeit bekommen. Achja, normalerweise fängt man um 06:00h an, aber wegen der Inkompetenz Larrys ging’s um 10:00 los! Da war’s schon tödlich heiß. Abends durften wir wieder 1 ½ Stunden auf ne Mitfahrgelegenheit warten, weil unser Fahrer nicht kam. Angerufen meinte er, er würde nicht mehr kommen und der Vorarbeiter würde uns doch fahren. Auf den noch ne halbe Stunde gewartet und dann nach Hause gegurkt. Dort angekommen in der Crack Den, guckten mich einige erstmal an, weil ich so kaputt und dreckig und zerissen aussah. War schon krass. An dem Tag kam noch ein Ire nams Toni, der mit mir dann nach Hause gefahren wurde und als er dann keine Matraze gefunden hatte, riss ihm schon die Hutschnur und ich habe mich an ihn dran gehängt, als er meinte, er würde morgen wieder weg sein. Er meinte, er hätte die ganze Nacht nicht pennen können, aber ich habe wohl irgendwie weniger Ansprüche, ich konnte gut pennen.

9. Dezember

Am nächsten Tag ging’s wieder Wein mit den Planen covern, dort wurde ich in die Frontgroup abgestellt, die nur einige wenige Nägel reinballert, damit die Plane provisorisch hält. Wir werden nach Acre und nicht nach Baum, der genagelt wurde – haha – bezahlt. Dort solls wohl mehr zu holen geben. Der Tag war sehr anstrengend, aber Joe unser Contractor war mit ein paar von uns sehr zufrieden und hat uns angeboten, dass wir doch auf Tonys Farm in einem Arbeiterhaus einziehen könnten. Nach der Arbeit hingefahren, angeschaut – zugesagt. Noch Larry Bescheid gegeben, Sachen gepackt und ins neue Haus eingezogen. Warum so schnell? Das Haus ist ein halbes Jahr alt, wir haben BBQ, Sitzmöbel für draußen unter einem Dach, Aircon, es sind maximal sechs Leute in dem Haus, Designerküche, aweeeeeesome!
Abends recht früh pennen gegangen, weil wir alle kaputt waren von der Arbeit.

10. Dezember

Am nächsten Tag wieder sehr früh so um sechs aufgestanden, um zu arbeiten, das haben wir auch den ganzen Tag durchgezogen, obwohl es teilweise ziemlich fordernd war. Vom Covern kann ich jetzt nicht so viel erzählen, weils eh immer das gleiche ist. Der Trecker fährt mit zwei Planen auf Stangen durch die Reihen und die Arbeiter an den Seiten müssen die festnageln. Natürlich gabs immer wieder Ungereimtheiten, aber eigentlich wars nicht schlecht. Am Abend das Highlight, denn unser Farmer kam mit haufenweise Fleisch zu uns und wir haben erstmal fett BBQ gemacht. Dabei gut Bier reingeschüttet. Danach ging’s Mondfinsternis anschauen und trinken. Selbstgebrannter, gereifter Whiskey im Holzfass… goil! Dabei Pool auf einem superedlen Billardtisch oder Darts gespielt. Man war das klasse. Morgens um halb vier war ich dann auch endlich mal im Bett.

11. Dezember

Am nächsten Tag frei gehabt und nuuuur rumgelümmelt, aber das macht schon Spaß, wenn man genug Leute hat, die einen unterhalten. Gegessen, meinen Geburtstag ein wenig gefeiert, sowas halt.

12. Dezember

Heute gings wieder ins Feld und brutal arbeiten. Covern, covern, covern. Halb sechs aufgestanden und um kurz vor drei aufgehört. Spaß, Spaß, Spaß. Aber zumindest hatten wir wieder haufenweise Zeit. Ich habe mal angeleiert, dass wir weniger trinken und mehr nutzloses Zeug lernen sollten. Tony war davon ganz begeistert, als wir anfingen, mit den Jonglierbällen von Pierre dem Franzosen rumzuspielen. Sowas werde ich hier wohl eh lernen. Kopfstand, Handstand, auf den Händen laufen, jonglieren. Alles nutzloses Zeug, mit dem man am Strand angeben kann. :D Jetzt seid ihr wieder up to date. Gute Nacht.

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