6.
Dezember
So
geht ja nicht an, dass ich garnicht mehr schreibe. Ich habe mal wieder den Fehler
begangen, mir keine richtigen Ziele zu setzen und wenn, dann die falschen. Ich
wollte nun unbedingt wieder richtig trainieren, das heißt: kein Alkohol. Aber
ohne Alkohol ist es doppelt und dreifach so schwer, neue Freunde zu finden.
Dummerweise ist solches Training auch noch standortgebunden, deshalb dachte ich
mir erst ganz heroisch:“Ja bleibste erst in Melbourne fürn paar Monate und dann
gehste wieder auf ’ne Farm.“ Weil mir aber Großstadt nicht gut bekommt und ich
lieber Arschlocharbeiter auf ner Farm mit Arschlochaufsehern, als Tellerwäscher
im Inderrestaurant bin, war ich nun zerrissen zwischen: a) Thaiboxen und
Kackjobs in Kackstadt (Großstadt ist immer blöd) oder b) wieder auf die Farm,
kein Thaiboxen. Nunja, dieser Umstand hat mich ganze drei Wochen hin und her
gekostet, in denen ich nicht wirklich gearbeitet und viel zu viele Ersparnisse
auf den Kopf gehauen habe. Schande über mich!
Aber
immerhin war meine liebe Su von Wangerooge für ein paar Tage hier, die wir dann
auch super genutzt haben. In de City shoppen gehe, auf Phillip Island Zoo und
so anschauen – das könnte ich ausführen, aber schaut einfach meine Bilder auf
Facebook an, die sprechen für sich. Naja, so habe ich meine Tage vom 16.
November bis zum 6. Dezember mehr schlecht als recht rumgebracht. Aber immerhin
weiß ich nun, dass ich niemals in der Großstadt leben werde auf lange Sicht.
Sightseeing hat selbst ein solch langsamer Mensch wie ich bestimmt irgendwann
durch und dann kehrt der triste Alltag des Großstadtmenschen im Betondschungel
ein. Da würde ich mir wie Brian von Family Guy im Safe ne Knarre und ne Flasche
Whiskey bereitlegen, nur für den Fall, dass es zuviel wird.
Naja,
wie dem auch sei. Ich habe also meine Apathie endlich abgeschüttelt und habe
mich wieder auf Jobsuche gemacht. Zunächst lief das ein wenig mager an, denn
Ubbilein war ja mal wieder zu wählerisch, aber wie Hauke schon sagte:“Das
Schlimmste für Obdachlose ist wahrscheinlich die Langeweile“. Demnach wurde es
die Tage immer schlimmer und nun bin ich auf dem Weeeeg nach Mildura. Irgendein
Kaff, wo ich Orangen und Grapes pflücken werde und bissl mit Wein zu arbeiten habe. Mal schauen, wie das
wird. Aber im Zweifelsfall, solange ich nicht rausgeschmissen werde, Zähne
zusammenbeißen und Geld machen… sofern ich nicht wieder mit Chemikalien
arbeiten muss, da hört es bei mir stets wieder auf. Man habe ich diese zwei
einhalb Wochen schnell zusammengefasst. Verzeiht mir bitte, dass ich so
unregelmäßig schreibe. Mit all dieser Demotivation ist auch meine Schreibeslust
erstmal gestorben. Diese kehrt nun scheinbar mit neuen Gefilden, die es zu
entdecken gilt, wieder. Also bis denn dann und man schreibt sich.
Achja,
dort kann ich mein 2nd Visa machen. Mor wird das sicher nicht gern hören. :>
7.
Dezember
Ich
melde mich mal wieder. Ich bin inzwischen angekommen und es war zunächst
wirklich ein Erlebnis. Ich wurde nach einer 10-stündigen Busfahrt abgeholt und
ich durfte sofort anfangen zu arbeiten, nachdem ich die Nacht im Bus sogut wie
nicht schlafen konnte, also durchgemacht hatte. Naja, es ging erstmal
Plastikplanen auf die Weinstöcke zu
machen, das habe ich zwei Stunden gemacht, bis wir dann doch wieder aufgehört
haben, weil wir zu wenige waren und es nicht gelohnt hat. Fuck off. Also den
ersten Tag nur zwei Stunden gearbeitet und dann erstmal ins Haus rein: Gott sah
das scheiße aus. Keine Matraze, die musste ich erstmal aus der Hütte im Garten
holen und „entstacheln“, weil da gaaaaanz viele Dornen drin waren. Ich habe
mich mit den Leuten bekannt gemacht und später am Abend sind wir noch zur „Crag
Den“ gegangen, das ist ein Haus, wo meistens so 10 bis 12 Leute drin wohnen.
Ist ziemlich die Absturzhöhle.
8.
Dezember
Am
nächsten Tag aufgestanden und losgelaufen zum Meeting Point, der dummerweise 15
Minuten Laufweg entfernt ist. Dort sollte uns der Hostelbesitzer abholen, der
aber viel zu spät war. Soviel dazu. Danach ging’s wieder zur Farm, aber dort
standen haufenweise Wongs (Italiener und Türken) rum und uns wurde erklärt,
dass es ein Missverständnisse gäbe, wir also wieder gehen dürften, weil er
genug Leute hat. Dumm gelaufen. Larry unser Fahrer ist dumm rumgefahren und
wollte uns Unkraut zupfen lassen. Er fragte nur, ob das jemand machen will,
keiner meldete sich und er fuhr wieder weg. Oo Einige sind wieder nach Hause
gefahren und ich wollte unbedingt noch arbeiten gehen, deshalb bin ich dann mit
zum Orangen pflücken gefahren. Der Fahrer ist gerüchteweise n Mathhead, der die
ganze Zeit drauf ist. Als er beim fahren so ne Chillerraggae Goa Mukke hörte
und dabei seine Hand wellenweise ausm Fenster hielt, dachten wir uns auch nur
so:“oooookay“. Dort angekommen sind wir erstmal 15 Minuten rumgeirrt, bis wir
nen Asiaten gefunden, der englisch reden konnte. Sein Aussehen hat uns schon
ein wenig abgeschreckt. Sein ganzes Gesicht war mit einer Atemmaske bedeckt,
Hut auf, von Kopf bis Fuß bedeckt. Als wir dann die Supervisor eeeendlich
gefunden haben, ging’s auch ziemlich schnell los. Aber wie es losging. Er
zeigte uns einmal falsch, wie man die Orangen abrupft, daran sah man schon,
dass er das wohl noch nie gemacht hat. Wir fingen also an und ich zerkratzte
mir meinen ganzen beschissenen Finger, weil ich meine Handschuhe vergessen
hatte. Für einen Bin bekommt man 25$ und der ist einfach RIESIG. Eine
Riesenarbeit war das insgesamt, nicht genug zu trinken und ich habe dafür
lausige 58$ für 6 Stunden Arbeit bekommen. Achja, normalerweise fängt man um
06:00h an, aber wegen der Inkompetenz Larrys ging’s um 10:00 los! Da war’s
schon tödlich heiß. Abends durften wir wieder 1 ½ Stunden auf ne
Mitfahrgelegenheit warten, weil unser Fahrer nicht kam. Angerufen meinte er, er
würde nicht mehr kommen und der Vorarbeiter würde uns doch fahren. Auf den noch
ne halbe Stunde gewartet und dann nach Hause gegurkt. Dort angekommen in der
Crack Den, guckten mich einige erstmal an, weil ich so kaputt und dreckig und
zerissen aussah. War schon krass. An dem Tag kam noch ein Ire nams Toni, der
mit mir dann nach Hause gefahren wurde und als er dann keine Matraze gefunden
hatte, riss ihm schon die Hutschnur und ich habe mich an ihn dran gehängt, als
er meinte, er würde morgen wieder weg sein. Er meinte, er hätte die ganze Nacht
nicht pennen können, aber ich habe wohl irgendwie weniger Ansprüche, ich konnte
gut pennen.
9.
Dezember
Am
nächsten Tag ging’s wieder Wein mit den Planen covern, dort wurde ich in die
Frontgroup abgestellt, die nur einige wenige Nägel reinballert, damit die Plane
provisorisch hält. Wir werden nach Acre und nicht nach Baum, der genagelt wurde
– haha – bezahlt. Dort solls wohl mehr zu holen geben. Der Tag war sehr anstrengend,
aber Joe unser Contractor war mit ein paar von uns sehr zufrieden und hat uns
angeboten, dass wir doch auf Tonys Farm in einem Arbeiterhaus einziehen
könnten. Nach der Arbeit hingefahren, angeschaut – zugesagt. Noch Larry
Bescheid gegeben, Sachen gepackt und ins neue Haus eingezogen. Warum so
schnell? Das Haus ist ein halbes Jahr alt, wir haben BBQ, Sitzmöbel für draußen
unter einem Dach, Aircon, es sind maximal sechs Leute in dem Haus,
Designerküche, aweeeeeesome!
Abends
recht früh pennen gegangen, weil wir alle kaputt waren von der Arbeit.
10.
Dezember
Am
nächsten Tag wieder sehr früh so um sechs aufgestanden, um zu arbeiten, das
haben wir auch den ganzen Tag durchgezogen, obwohl es teilweise ziemlich
fordernd war. Vom Covern kann ich jetzt nicht so viel erzählen, weils eh immer
das gleiche ist. Der Trecker fährt mit zwei Planen auf Stangen durch die Reihen
und die Arbeiter an den Seiten müssen die festnageln. Natürlich gabs immer
wieder Ungereimtheiten, aber eigentlich wars nicht schlecht. Am Abend das
Highlight, denn unser Farmer kam mit haufenweise Fleisch zu uns und wir haben
erstmal fett BBQ gemacht. Dabei gut Bier reingeschüttet. Danach ging’s
Mondfinsternis anschauen und trinken. Selbstgebrannter, gereifter Whiskey im
Holzfass… goil! Dabei Pool auf einem superedlen Billardtisch oder Darts
gespielt. Man war das klasse. Morgens um halb vier war ich dann auch endlich
mal im Bett.
11.
Dezember
Am
nächsten Tag frei gehabt und nuuuur rumgelümmelt, aber das macht schon Spaß,
wenn man genug Leute hat, die einen unterhalten. Gegessen, meinen Geburtstag
ein wenig gefeiert, sowas halt.
12.
Dezember
Heute
gings wieder ins Feld und brutal arbeiten. Covern, covern, covern. Halb sechs
aufgestanden und um kurz vor drei aufgehört. Spaß, Spaß, Spaß. Aber zumindest
hatten wir wieder haufenweise Zeit. Ich habe mal angeleiert, dass wir weniger
trinken und mehr nutzloses Zeug lernen sollten. Tony war davon ganz begeistert,
als wir anfingen, mit den Jonglierbällen von Pierre dem Franzosen rumzuspielen.
Sowas werde ich hier wohl eh lernen. Kopfstand, Handstand, auf den Händen
laufen, jonglieren. Alles nutzloses Zeug, mit dem man am Strand angeben kann.
:D Jetzt seid ihr wieder up to date. Gute Nacht.
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